Methodisches Vorgehen

Im Prozess körperlicher Selbsterfahrung mit Funktioneller Entspannung wird die Aufmerksamkeit von der Außenwelt nach innen gelenkt und vom Denken auf das Spüren körperlicher Empfindungen und auf Gefühle.

Die Selbstwahrnehmung wird über subtile Bewegungsangebote angeregt. Konkret wird die Aufmerksamkeit auf folgende Bereiche der subjektiven Anatomie gerichtet:

  • den Bezug zum Boden bzw. zur Unterlage („äußerer Halt“)
  • das knöcherne Skelett („innerer Halt“)
  • die Innenräume des Körpers
  • die Haut als Grenze
  • den Rhythmus als absichtsloser individueller Ausdruck des dynamischen Gleichgewichts.

Durch kleine bis kleinste Bewegungen an den Gelenken werden Unterschiede von Druck, Spannung und Haltung genauer und intensiver wahrgenommen. Die körperlichen Erfahrungen von Halt, Grenzen, Raum und Rhythmus lösen einen Entspannungseffekt aus, der z.B. im Muskeltonus erfahrbar wird. Mit differenzierter Wahrnehmung beginnt ein Dialog mit sich bzw. dem eigenen Körper. Ein erweiterter Dialog im verbalen Austausch über das Wahrgenommene, über Gefühle, Bilder, Erinnerungen und Impulse schließt sich an.

Das beschriebene Bewegen und Wahrnehmen erfolgt in entspanntem Zustand im Sitzen, Liegen, Stehen oder Umhergehen nach so genannten „Spielregeln“, die dem Atemrhythmus folgen:

1. Alles (Wahrnehmen und Bewegen) im Aus (-atmen)
2. Alles (Wahrnehmen und Bewegen) 2-3 mal wiederholen
3. Danach nichts mehr tun, nachspüren.

Dieser Prozess wird individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt und erfolgt in unterschiedlichen Körperregionen mit dem Ziel den „Eigenrhythmus“ zu finden. Durch die Koppelung des Loslassens der Muskelspannung an das Ausatmen und die kleinen Bewegungsreize werden psychovegetative Prozesse beeinflusst, die unmittelbar gespürt werden können. Damit verbundene Veränderungen in emotionsverarbeitenden Gehirnzentren können als befreiende Selbstentfaltung erlebt werden.

Eine Versprachlichung der körperlich-emotionalen Erfahrungen soll Einsichten und Veränderungsprozesse anstoßen. Die Funktionelle Entspannung bedient sich dabei einer metaphern- und bildreichen Sprache. Die Verknüpfung von körperlichen und psychischen Erfahrungen mit der kognitiven Ebene wird in der Funktionellen Entspannung als „Ebenenwechsel“ bezeichnet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Aufspüren persönlicher Ressourcen, die körperlich verankert sind.

Auch Berührungen durch die Hand als „unterstützende Spürhilfe“ sind eingebettet in einen verbalen Dialog. Das „therapeutische Anfassen in verantworteter Beziehung“ findet unter Beachtung von Übertragung und Gegenübertragung statt. Berührungen können emotionale Einsichten und Veränderungsprozesse fördern und das Spüren und Loslassen erleichtern.