
Frau Dr. Gerlind Ottensmeier verstarb am 3.6.2025 im Hospiz in Lübbecke. In ihr verstärkte sich einige Zeit zuvor der Wunsch „Gehen zu dürfen“. Sie spürte ihre körperlichen Kräfte schwinden und nahm leidvoll wahr, nicht mehr aktiv am sozialen Leben teilnehmen zu können. Nahezu ihr ganzes Leben war ihr die Beziehung zu Menschen von großer Bedeutung, Verbindung und Versöhnung waren ihr hierbei wichtige Themen. Anfang der 50-er Jahre war sie als deutsche Au-Pair in Frankreich. Das Friedensstiftende einzelner Personen in ihrer Bedeutung für das respektvolle Miteinander von Völkern wurde zu einem inneren Leitfaden in ihrem Leben. Sie wurde 99 Jahre alt und war bis zuletzt klar in ihrem Bewusstsein, erlebte immer wieder die „Bühne des Lebens“ aus der Vergangenheit und blieb eingebunden in sie umsorgende Menschen. Sie war in besonderer Weise interessiert und weltoffen. Sie sprach fließend Französisch
und war auch der italienischen Sprache mächtig. Mit ihrem Mann, der als Kinderarzt in Löhne/Westfalen arbeitete, konnte sie nach seinem Arbeitsleben viele Kulturstätten aufsuchen. Nach dem Tod ihres Mannes blieb sie weiter aktiv im Kreise ihrer „Club Schwestern“ (Soroptimist). Der Tod ihrer Tochter war zu schmerzhaft für sie. Oft zitierte sie Wilhelm Busch „Du siehst die Weste und nicht das Herz“. In vorbildlicher Weise hat sie bis ins hohe Alter technische Möglichkeiten genutzt. Das Internet ermöglichte ihr eine schnelle und auch visuelle Verbindung zu ihrem Sohn und ihren beiden Enkelkindern in England. Bis COVID es für sie unmöglich machte, war sie zweimal im Jahr in Duhnen an der Nordsee, ursprünglich wegen einer überstandenen schweren Lungenerkrankung. Das Registrieren der Übergänge zwischen Meer und Horizont an der Nordsee erlebte sie in tiefer innerer Stille. Wenn sie am Deich entlang spazierte, suchte sie ihre inneren Spielräume auf und wenn ein “Ich-Muss“ sie mental erfasste, hielt sie inne und startete neu. Der A.F.E. blieb sie immer sehr verbunden. Sie war viele Jahre Vorsitzende im Präsidium, sowohl das Kommunikationsheft „A.F.E. intern“ als auch einige Jahre später die wissenschaftliche Publikation „Theorie und Praxis“ waren ihre Idee, die sie auch in die Tat umsetzte. In ihrer aktiven Zeit in der A.F.E. hat sie einen Samen gesät für die Integration der pädagogischen Berufe in die Weiterbildung der Arbeitsgemeinschaft.
Es erfasst mich Trauer aber auch Freude zu Gerlind – ist ihr doch ein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Monika Leye

